Wiedehopfhauen für die Mongolei
Die Deutsch-Mongolische-Gesellschaft lud 1991 ihre Mitglieder zu einem dreiwöchigen Sprachkurs für mongolisch nach Ulaanbaatar in die Mongolei ein. Mit der Eisenbahn durchquerten meine Frau und ich das unendlich erscheinende Sibirien, um, auf zwei Drittel der Strecke Moskau nach Wladiwostok bei Ulaan-Ude kurz hinter dem Baikalsee, nach Süden in die Mongolei abzubiegen.
Der Lärchen-Taiga-Wald zog sich zunehmend auf die nördlichen Hänge zurück, und die Steppe weitete sich mehr und mehr aus. Die Erben Tschingis-Khans begrüßten uns mit ihren weißen Jurten inmitten ihrer Viehherden auf ihren kleinen Pferden.
In der Steppe wird Airak getrunken, Autor in der Bildmitte
Da es mit dem Sprachkurs bei mir nichts wurde, besuchte ich aus beruflichem Interesse einen Mitarbeiter des Forst-mMinisteriums. Der Grundtenor des Gespräches war wie folgt: Infolge Kahlschlags in den borealen Nadelwäldern im Norden und Westen der Mongolei zur Zeit der kommunistischen Herrschaft startete die junge Demokratie der Mongolei ehrgeizige Aufforstungsprojekte von 4.500 ha pro Jahr. Durch die enge Verbindung zur ehemaligen Sowjetunion, war nur russische Technik bekannt. Die Kernfrage lautete: Mit welchem Werkzeug pflanzt man in Deutschland Bäume, und welches davon ist für die Mongolei geeignet? Spontan sagte ich meinem mongolischen Gesprächspartner, Herrn Tzogo, (Mongolen führen nur einen Namen) zu, im nächsten Jahr mit den in Deutschland üblichen Pflanzwerkzeugen wiederzukommen, um diese vor Ort auf ihre Eignung zu testen.
Die Firma "Forstgerätestelle Grube" war auf Anfrage sofort bereit, sieben verschiedene Pflanzwerkzeuge zu stiften und per Luftfracht in die Mongolei zu schicken: Hohlspaten, Klemmspaten, Huffschen Spaten, Wiedehopfhaue, Buchenbühler-Schrägpflanzhaue, Reisinger Pflanzhäckchen und einen Forstspaten.
Bestürzt war ich über den radikalen Großmaschineneinsatz bei dem mit russischer Technik durchgeführten Kahlschlägen in den Lärchen-Taiga-Naturwald. Mit veralteten Motorsägen wurden die Bäume kreuz und quer gefällt, so dass große Holzverluste entstanden. Die schlecht entasteten Stämme wurden innerhalb der Vegetationszeit mit Raupenschleppern gerückt und mit Überkopfladern auf Lastkraftwagen gestapelt. Die Hiebsfläche glich einem Schlachtfeld. Durch die vernichtete Vegetationsschicht kann die Sonne ungehindert den Permafrostboden auftauen, es kommt zu Erdrutschen, der Wasserhaushalt wird nachhaltig gestört. Auf Grund der hohen Holznutzungen unter dem kommunistischen Systems in den siebziger und achtziger Jahre, ist die Aussage des damaligen Ministers Dr. Batjargal zu verstehen: "früher hatte der Fluss Tuul (er fließt durch Ulaanbaatar) das ganze Jahr über einen fast gleichmäßigen Wasserstand, jetzt hat er im Frühsommer Hochwasser, danach führt er kaum noch Wasser". Mit den Pionierbaumarten Birke und Weide, versucht die Natur die Freifläche zu bewalden, was in der Regel durch eine dichte Kalamagrostis Grasschicht über Jahre verhindert wird. Ein Nährboden für das Feuer, welches die Naturverjüngung wieder vernichtet, ein Teufelskreis!
Der Auszuschließendes Stihl stiftete eine Motorsäge inklusive Zubehör, mit der zumindest ein gezieltes Fällen der Bäume ohne Holzverluste möglich ist.
Mit diesen Geräten ausgestattet, kehrte ich im Frühjahr 1992 in die Mongolei zurück. Die mongolische Firma OI-MOD hatte alles vorbereitet, und so fuhr ich mit einem Dolmetscher im Jeep in die waldreiche nördliche Provinz Selenge. In allen Dörfern mit Forstpersonal ließen wir die Waldarbeiter und Foerster die Pflanzgeräte testen. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass die Wiedehopfhaue eindeutig bevorzugt wurde. Das Pflanzverfahren ist relativ einfach zu lernen, die stabile Haue eignet sich auch bei steinigem Boden. Sie besteht aus zwei Stoffen: Stahl und dem Holzstiel; beides Gegenstände, die in einem Entwicklungsland repariert und auch beschafft werden können. Hilfe zur Selbsthilfe kann nur funktionieren, wenn die akzeptierten und benötigten Geräte im Lande selber produzierbar sind.
Das zielgenaue und verlustarme Fällen von Bäumen mit modernen Fälltechniken und die Handhabung von Hammer und Keilen, erregte Interesse und Aufsehen. Doch es wurde allen Beteiligten schnell klar, dass eine 1.000,- $ - Säge nicht bezahlbar war. Somit sind Handgeräte wie Schrotsägen geeigneter. Die Stihl Säge fristet jetzt ihr Dasein als Renommierstück im Buero des Direktors der Firma OI-MOD.
Mit dem Versprechen, im nächsten Jahr mit 1.000 Wiedehopfhauen in die Mongolei zurückzukommen, begann ich im Umfeld von Lübeck, bei Freunden und Bekannten, eine Spendenaktion zu starten. Es klappte. Die Deutsche Botschaft in Ulaanbaatar steuerte durch eine "Kleinstmaßnahme Forstwirtschaft" in einer Höhe von 27.000,- DM zum Ankauf der Hauen bei. Der Transport mittels Container in die Mongolei und die Verteilung im Lande erfolgte über die Spendengelder. Drei Wochen Dienstbefreiung von meiner Arbeitgeberin, der Hansestadt Lübeck, und drei Wochen Urlaub, ergaben genügend Zeit, die mongolischen Waldarbeiter und Forstkollegen in ihren Dörfern aufzusuchen und in die Handhabung der Wiedehopfhauen einzuweisen. Die Dörfer, die wir nicht erreichten, erhielten zu den Hauen eine bebilderte Bedienungsanleitung.
Forstbaumschule Bugant
Besonders freundschaftliche Verbindungen entstanden in dem Dorf Bugant, im Norden des Landes, ca. 250 km von der russischen Grenze entfernt. Der Bürgermeister Badatsch und die zuständige Försterin Altanzezeg zeigten mir die Forstbaumschule der örtlichen Holzkompanie. Sie war in einem erbärmlichen Zustand: die ehemaligen Gewächshäuser verfallen, viel Unkraut, die Beregnungsanlage defekt, kein Handwerkszeug vorhanden und die produzierten Kiefernsämlinge hatten keine Chance, im rein kontinentalen Klima der Mongolei zu überleben. Ein Gegenbesuch wurde vereinbart, wir besichtigten zusammen in Rellingen, nördlich von Hamburg, mehrere Forstbaumschulen. Eine umfangreiche Geräteliste entstand, um die mongolische Forstbaumschule in die Lage zu versetzen, vitale Pflanzen aufzuziehen.
Die zweite Spendenaktion wurde 1994 gestartet. Sie verlief nach dem gleichen Muster wie zwei Jahre zuvor. Die Geräteliste umfasste bereits drei Seiten. Alle Gegenstände waren wichtig, da vor Ort nichts zu beschaffen war. Die nötigsten waren: eine leistungsfähige Beregnungsanlage, Schattenmatten gegen die starke Sonnenbestrahlung und die heftigen Regengüsse, Sämaschine, Spaten, Hacken, Rechen, Sensen, Schubkarren, Bindegarn, Rosenscheren und vieles mehr. Ganz besonders wichtig war die Abdeckung der Saatbeete während des langen und kalten Winters mit einem Thermovlies und einer Lochfolie.
Der Seniorexperte Siegfried Schnell bei der Aussaat von Kiefernsaatgut
Doch wer sollte die Anleitung und Schulung der mongolischen Kamparbeiterinnen vor Ort übernehmen? Eine Aufgabe, die ich aus zeitlichen Gründen, drei Monate im Sommer 1994, nicht erfüllen konnte. Es war wieder die Deutsch-Mongolische-Gesellschaft, die den Kontakt zum Senior-Experten-Service (SES) in Bonn herstellte. Eine äußerst effektiv arbeitende Gesellschaft, die Pensionäre in Entwicklungsländer vermittelt. Herr Siegfried Schnell, pensionierter Foerster aus Remscheid, flog 1994 für drei Monate und abermals 1995 für vier Wochen in die Mongolei, um die Försterin Altanzezeg und den Vorarbeiter Munchow bei dem Wiederaufbau der Forstbaumschule in Bugant zu beraten, auszubilden und aktiv mitzuarbeiten. Sie haben es geschafft! Eine hervor-ragende Leistung, die viel Energie gekostet hat und ein tiefes Einfühlungsvermögen in die mongolische Mentalität. Die Baumschule liefert jetzt kräftige, überlebensfähige Pflanzen. Sie arbeitet mit gutem Gewinn und gibt ca. zwölf Familien Arbeit. Eine ganz besondere Ehre erfuhr sie im Sommer 1996, als das "Ministerium für Natur und Umwelt" 80 Forstbedienstete zu einem dreitägigen Forstbaumschulseminar nach Bugant einlud. Eigentlich hätte darauf hin eine Antragsflut einsetzen müssen, weitere Baumschulen zu fördern, nicht einer wurde gestellt! Die Försterin Altanzezeg erhielt für ihr Engagement und Einsatz die Auszeichnung "Beste Försterin der Mongolei 1996". 1997, 1998 und 1999 wurde die Betreuung durch den SES mit Herrn Karl Gentner, einem pensionierten Foerster aus Stuttgart, fortgesetzt. Sein Ziel war die Erweiterung der Anzucht mit den Baumarten Lärche, Pappel, Ulme und Birke sowie die Einführung eines Abrechnungsverfahrens mit einer nachvollziehbaren Buchführung. Die Entwicklungshilfeorganisationen "GZT" und "World Vision" planen, die Forstbaumschule als Ausbildungsstätte für "eigenes" Personal zu nutzen. Im Februar 1999, nach einem neuen Spendenaufruf, erfolgte eine notwendige Ergänzungslieferung von noch fehlenden Arbeitsgeräten, besonders wichtig waren Gießkannen. Mit der Kennzeichnung der einzelnen Pflanzquartiere mit dem Namen der Betreuerin erfolgte eine Identifikation und Verantwortlichkeit für die Pflanzen in den Beeten.
Forstbaumschule Bugant, im Bild der Vorarbeiter Mungo
Feuerpatschen für die Mongolei
Im Frühjahr 1996 wüteten in der Mongolei verheerende Steppen- und Waldbrände. Nach einem fast schneefreien Winter und einem trockenen Frühjahr, waren anzuschließend 370 Feuer außer Kontrolle geraten. Diese Feuer entstanden nur durch den Menschen, da es um diese Jahreszeit keine Gewitter gibt. Leichtsinn beim Rauchen, Alkohol und durch Lagerfeuer, sowie Funkenschlag bei elektrischen Überlandleitungen sind die Hauptverursacher. Mein leider inzwischen verstorbener Freund Badatsch verließ jedes Lagerfeuer, nachdem er es mit Wasser gelöscht hatte, indem er genau in die Mitte der Feuerstelle, zwischen die Steine, ein Bündel trockenes Gras gesteckt hatte. So konnte er jedem beweisen, dass sein Feuer wirklich gelöscht worden war.
Das Ökosystem des "mongolischen Taigawaldes" und die Steppe sind an Feuer angepasst. Natürliche Feuer entstehen nur im Sommer durch Blitzschlag mit der Entzündung der dicken und trockenen Nadelstreu unter den Bäumen in der Regenzeit, dann laufen sie sich verhältnismäßig schnell im frischen Grün tot, falls nicht im Wald durch viel stehendes und liegendes Totholz ein Vollfeuer sich entwickelt. Da es infolge des kontinentalen Klimas wenig Kleinstlebewesen wie Regenwürmer, Asseln, Pilze und Mikroben gibt, erfolgt durch das Feuer die Mineralisierung der Nadelstreu. Doch was 1996 passiert war, ist für europäische Maßstäbe unvorstellbar. Es brannte auf 10,7 Mill. Hektar. Auf Deutschland übertragen wäre das die Fläche der Bundesländer: Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und die Hälfte von Rheinland-Pfalz. 25 Menschen kamen ums Leben und eine nicht mehr feststellbare Menge Vieh. Der gesamte ökologische Schaden ist nicht zu beziffern.
Mit großem personellen Einsatz, aber mit völlig unzureichender Ausrüstung, versuchten die Mongolen, die Brände zu löschen. Das Fernsehen zeigte Bilder, wie mit abgebrochenen Zweigen, Stöcken, Kleiderresten oder mit Autoreifen versucht wurde, die Bodenfeuer auszuschlagen. Wir setzen in Deutschland zum Löschen von Bodenfeuern Feuerpatschen ein. Mit dem 50 cm breiten Stahlfächer an einem zwei Meter langen Holzstiel ist man in der Lage, schnell das Feuer auszuschlagen. Nur wenn die örtliche Bevölkerung in die Lage versetzt wird, ihr Feuer zu auszuschließende, wartet sie nicht auf die Löschfahrzeuge der Zentrale in Ulaanbaatar, die doch nicht kommen.
Nachts sieht ein Waldbrand noch gefährlicher aus.
Mit Hilfe einer Kleinstmaßnahme der Deutschen Botschaft in Ulaanbaatar und einem weiteren Spendenaufruf, konnten im Sommer 1997 insgesamt 670 Feuerpatschen den beiden Provinzen Hubskul und Dornod zur Verfügung gestellt werden. Da Strafgefangene in der Mongolei ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren müssen, ist für 1999 geplant, das Gefängnis in Mongonmort mit Maschinen und Geräten auszustatten, damit dort Feuerpatschen hergestellt und in der Mongolei verkauft werden können. Leider hat sich dieser Plan nicht verwirklichen lassen, die staatliche Gefängnisverwaltung war zu bürokratisch und private Firmen haben sich bisher noch nicht gefunden. Der Slogan " in jede Jurte eine Feuerpatsche" des Botschaft Arztes hat sich noch nicht verwirklicht. Inzwischen hat die GTZ ein eigenes Feuerbekämpfungs- und Preventionsprojekt für die Randzonen des "Chan Chentie" Schutzgebietes mit Erfolg gestartet.
Alle diese Aktivitäten waren nicht möglich ohne eine breit angelegte Unterstützung vieler verschiedener Menschen und Organisationen. Besonders die Deutsche Botschaft in Ulaanbaatar und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn und in der Mongolei haben finanziell die Hauptlast getragen. Bedanken möchte ich mich bei den vielen ungenannten Spendern aus dem Umfeld von Auszuschließender, von denen ich mit meinen "Bettelbriefen" bisher 49.000,- DM erhalten habe. Alle dieser Gelder sind direkt in die Projekte geflossen. Ferner ist es wichtig, bei allen Vorhaben die Ziele möglichst hoch zu stecken und einen langen Atem zu haben. Besonders hinderlich ist oft noch das mongolische "planwirtschaftliche Denken", welches Eigeninitiative behindert und auf Anweisung "von oben" wartet. Zum Glück hat sich die junge, mongolische Generation der 20 bis 30 -jährigen am schnellsten umgestellt.
Die GTZ unterstützt, neben tierärztlichen und wirtschaftlichen Projekten, das Ministerium für Natur und Umwelt entscheidend bei der Einrichtung zweier Naturschutzgebiete. Das nördliche Projekt umfasst 1 Mill. ha und liegt zwischen Ulaanbaatar und der Grenze zu Russland, innerhalb der geographischen Waldgesellschaft "Süd-Baikal-Bereich". Das südliche, nicht ganz so große Projekt befindet sich im Süden in der Wüste Gobi, an der chinesischen Grenze, innerhalb des "Zentralasiatischen Bereiches". In beiden Naturschutzgebieten ist die Einbindung der dort und in den Randzonen lebenden Bevölkerung oberstes Ziel. Eine umweltverträgliche, vorsichtige und nachhaltige Nutzung des Lebensraumes wird angestrebt. Der Bevölkerung wird eine wirtschaftliche Zukunft gegeben, damit sie nicht gezwungen wird, in die Landeshauptstadt abzuwandern. Bei diesem Projekt ist es mir vergönnt, als Kurzzeitexperte aktiv mitzuarbeiten.
Naturnahe Waldnutzung, ein Konzept für die Mongolei ?
Im Sommer 1995 besuchte die Führung der mongolischen Forstabteilung aus Ulaanbaatar für zwei Wochen Deutschland. Die Reise wurde von der GTZ finanziert und vom Stadtforstamt Auszuschließendem organisiert. Die aus acht Personen bestehende Delegation erhielt einen umfassenden Überblick auszuschließendes die forstliche Situation in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Das Programm gliederte sich in die folgenden Themen: Waldgeschichte, Planung, Management, Nutzung, Holzverarbeitung, Waldschutz einschließlich Waldbrandbekämpfung, Saatgutbeschaffung, Pflanzenanzucht, Aufforstung, Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit. Bewegt oder bewirkt hat dieser Informationsbesuch in der Mongolei bisher zu wenig. Es wurden genügend gute Gesetze erlassen, aber die Durchsetzung auf örtlicher Ebene funktioniert noch nicht. Ein Beispiel dafür ist das zukunftsweisende "Waldgesetz der Mongolei" von 1995. Im Paragraf 22 steht kurz und knapp: Kahlschlag ist verboten. Die kommerziell arbeitenden Holzkompanien ernten nach wie vor im Kahlschlagverfahren, mit allen negativen ökologischen Konsequenzen, was leider von der Administration auf jeder Ebene geduldet wird. Zur Entschuldigung muss gesagt werden, dass es sehr schwer ist, mit der zurzeit vorhandenen russischen Technik selektiv zu ernten.
Hier muss bei der jungen Generation angesetzt werden. Nur diese ist in der Lage, eine Wende zu einer naturnahen Waldnutzung zu vollziehen. So hat bereits Herr Enktaivan sein Aufbaustudium an der Universität in Göttingen mit dem Grad eines Magisters abgeschlossen. Er strebt eine Doktorarbeit mit dem Thema: "Naturnahe Waldnutzung in den Wäldern der Mongolei" an. Sein "Nachfolger", Herr Enkhtur, studiert seit dem Sommersemester 1997 in Göttingen. Beide Studenten wurden und werden von mir betreut. Sie wurden theoretisch und praktisch in das Konzept der "Naturnahen Waldnutzung" eingewiesen, wie es im Stadtforstamt Auszuschließendem, unter der Leitung von Dr. Lutz Fähser entwickelt, von den bedeutenden Umweltverbänden Greenpeace, BUND, Robin Wood und WWF unterstützt und seit Januar 1997 vom Naturland-Verband und im Januar 1999 vom FSC zertifiziert wurde.
Im Frühjahr und Herbst des Jahres 1997 schulte ich im Aufrage des GTZ - Projektes "Naturschutz und Randzonenentwicklung" die Mitarbeiter des "Ministeriums für Natur und Umwelt", die örtlichen Ranger und Inspektoren der östlichen Randzone des "Chan Chentie" Naturschutzgebietes in der umweltverträglichen, nachhaltigen und selektiven Waldbewirtschaftung. Dieser Personenkreis ist in der Lage, Bäume selektiv auszuzeichnen und das anfallende Holz aufzunehmen und zu vermessen. Zu diesem Zweck erhielt jeder Teilnehmer eine umfangreiche Ausstattung von Arbeitsgeräten wie z. B. Kluppe, Bandmaß, Stückzähler, Reißhaken, Kubieziertabelle, Dendrometer, Arbeitsmappe u. a. mehr. Im Herbst 1998 fanden Informationsveranstaltungen in Form von Diavorträgen, Waldspielen und Informationsabende für die örtliche Bevölkerung statt. Damit soll die Verantwortlichkeit der ansässigen Menschen für "ihren Wald" gestärkt werden. Der nächste Schritt ist die Gründung von Waldnutzergemeinschaften, die den Wald innerhalb ihrer Weidegebiete schützen und nutzen sollen.
Die Schulung und Ausstattung mit Arbeitsgeräten zur Holzaufnahme und Kontrolle der örtlichen Ranger und Inspektoren hatte sich in den mongolischen Forstkreisen schnell herumgesprochen, so dass die Forstabteilungen der beiden Provinzen Hubskul und Zentral Aimak ebenfalls um eine Schulung und Ausstattung mit Arbeitsgeräten für ihre Personal baten. Jetzt mussten nur noch Geldgeber für den Ankauf der Forstausrüstungen gesucht und von den positiven Aspekten auf Natur und Umwelt überzeugt werden. Der Transport in und innerhalb der Mongolei wird aus Spendengeldern finanziert. Meine Tätigkeit vor Ort ist eine dreitägige Schulung des Forstpersonals mit praktischen Übungen und Einweisungen in der Handhabung der Geräte im Wald.
Am wertvollsten sind für mich die vielen Kontakte, aus denen inzwischen feste Freundschaften zu den Mongolen in den unterschiedlichsten Positionen geworden sind. Dieses Vertrauen ist langsam gewachsen und drückt sich in einer überwältigenden Gastfreundschaft aus, so daß ich mich auf jeden Besuch dieses fernen Landes in Asien freue!
Zum Schluß möchte ich noch frei nach Fritz Mühlenweg aus seinem Buch „Großer Tiger und Christian“ zitieren:
Nachdem eine Weile ausgiebig geschwiegen worden war, begann der alte Mongole zu reden. „Bist du schon lange im Mongolenland?“ fragte er. Der Dolmetscher Oelsibajar mußte einspringen. „Der armselige Ausländer“, sagte er, „kennt das Grasland erst seit drei Wochen“. „Ich bedaure ihn aufrichtig“, erwiderte der Alte. „Wie traurig muß es sein“, fuhr seine Frau fort, „nicht als Mongole geboren zu sein“. „Gewiß, gewiß“, bestätigte der Alte, „es ist ein Unglück; aber welch ein Glück für ihn, daß er den Weg zu uns gefunden hat!“
Abschlußfoto der Schulung der Ranger und Inspektoren in der Waldnutzung des Uvs-Aimaks
Auflistung meiner Aktivitäten in der Mongolei nach Jahren
1991
- Erste Kontaktaufnahme über die Deutsche Botschaft in Ulaanbaatar mit der mongolischen Forstverwaltung über die Fa. Oi-MODl mit Herrn Dr. Enkhsaihan
1992
- Testen von 8 verschiedenen Pflanzgeräten auf die Eignung in der Mongolei, Demonstration von Fälltechniken mit der Motorsäge
1993
- Spendenaufruf und Kleinstmaßnahme: Lieferung von 1.000 Stück Wiedehopfhauen, Verteilung und Einweisung
- Teilnahme von drei mongolischen Förstern an der KWF Tagung in Koblenz
1994
- Spendenaufruf und Kleinstmaßnahme: Ausstattung der Forstbaumschule in Bugant
- Einsatz des Seniorexperten S. Schnell vom SES
- Mission zur Erstellung von Berichten zur Vorbereitung des GTZ - Projektes „Naturschutz und Randzonenentwicklung“
1995
- Einladung von 8 Teilnehmern der forstlichen, mongolischen Delegation zur Information über die Forstwirtschaft in Deutschland
- Einweisung der Herrn Liegl und Tluczykont auf den GTZ - Einsatz in der Mongolei
- Ergänzung der Ausstattung der Baumschule in Bugant, Folgeeinsatz der Seniorexperten Schnell
1996
- Teilnahme von 4 mongolischen Förstern an der KWF Tagung in Oberhof
- Beratung der Forstbaumschule Bugant
- Kurzinformation von 3 mongolischen GTZ - Mitarbeitern in die Forstwirtschaft in Deutschland
- Spendenaufruf und Kleinstmaßnahme Feuerpatschen zur Bodenfeuerbekämpfung
1997
- 2 Kurzzeiteinsätze im GTZ Projekt „Naturschutz und Randzonenentwicklung“ zur Schulung der Ranger und Inspektoren in der selektiven Holznutzung und der Vermessung von Holz
- Schulung der Ranger und Inspektoren in der selektiven Holznutzung und der Vermessung von Holz des Hubskul - Aimaks
- 1. Einsatz des Seniorexperten K. Gentner vom SES in der Baumschule Bugant
- Verteilung von 550 Stück Feuerpatschen aus der Kleinstmaßnahme der Botschaft in den Dornod Aimak und 130 Stück Feuerpatschen aus Spenden nach Bugant, Hubskul und GTZ
1998
- Studienreise von 7 Naturschutz-Fachleuten aus dem GTZ Projekt nach Lübeck
- 2. Einsatz des Seniorexperten K. Gentner vom SES in der Baumschule Bugant
- Kurzzeiteinsätze im GTZ Projekt „Naturschutz und Randzonenentwicklung“ zur Schulung der Ranger und Inspektoren in der selektiven Holznutzung und der Vermessung von Holz
- Kleinstmaßnahme der Deutschen Botschaft, Schulung der Ranger und Inspektoren in der selektiven Holznutzung und Vermessung von Holz im Hubskul-Aimak, Übergabe der Geräte
- Kleinstmaßnahme des Landes Schleswig-Holstein Schulung der Ranger und Inspektoren in der selektiven Holznutzung und Vermessung von Holz im Hubskul-Aimak, Übergabe der Geräte
1999
- 3. Einsatz des Senior Experten K. Gentner vom SES in der Baumschule Bugant
- Kleinstmaßnahme des Bingo-Lottos in der Ausstattung des Institutes für Forsteinrichtung mit modernen Arbeitsgeräten
- Zwei Kurzzeiteinsätze im GTZ Projekt „Naturschutz und Randzonenentwicklung“ zum Aufbau der Forstbaumschule in Mongonmort
2000
- Kleinstmaßnahme der Deutschen Botschaft in der Schulung der Ranger und Inspektoren des Centij Aimaks in der in der selektiven Holznutzung und Vermessung von Holz, Übergabe der Geräte
- Kurzzeiteinsätze im GTZ Projekt „Naturschutz und Randzonenentwicklung“ in der Beratung der Forstbaumschule in Mongonmort, Schulung der Ranger und Inspektoren in Mongonmort
2001
- Kleinstmaßnahme des Landes Schleswig-Holstein in der Schulung der Ranger und Inspektoren des Zawan Aimaks in der in der selektiven Holznutzung und Vermessung von Holz, Übergabe der Geräte
- Betreuung einer mongolischen Delegation von sieben Holzfachleuten mit dem Besuch der "Ligna" in Hannover und Besichtigung verschiedener Holzbearbeitungsbetriebe
- Kurzzeiteinsatz im GTZ Projekt „Naturschutz und Randzonenentwicklung“, Schulung der Ranger
2002
- Kleinstmaßnahme der Deutschen Botschaft in der Schulung von 35 Rangern und Inspektoren des Bulgan Aimaks, wegen des aktuellen Waldbrandes im Aimak wurde die Schulung abgebrochen und erst 2003 durchgeführt, Verteilung von 350 gebrauchten Brillen
2003
- Tätigkeit für den DED, Einweisung von zwei Förstern in die Landeskunde und den Wald der Mongolei über zwei Monate
- Nachholung der Schulung im Bulgan Aimak vom Vorjahr
2004
- Kurzzeiteinsatz für den WWF in der Schulung von drei Waldnutzergemeinschaften im Uvs Aimak im Somon Ondörkhangay, Verteilung von 320 gebrauchten Brillen
- Besuch des GTZ-Projektes der Baumschule und Hirschgatter in Mongonmort, Versand von 650 gebrauchten Brillen, 45 Wiedehopfhauen und Tischlerwerkzeug
2005
- Besuch des GTZ-Projektes der Baumschule und Hirschgatter in Mongonmort, Versand von 650 gebrauchten Brillen, 45 Wiedehopfhauen und Tischlerwerkzeug
- Kurzzeiteinsatz für den WWF in der Schulung von drei Waldnutzergemeinschaften im Uvs Aimak im Somon Ondörkhangay, Verteilung von 320 gebrauchten Brillen
- Besuch des GTZ-Projektes der Baumschule und Hirschgatter in Mongonmort, Versand von 650 gebrauchten Brillen, 45 Wiedehopfhauen und Tischlerwerkzeug
2006
- Kein Mongoleibesuch
2007
- Kurzbesuch des GTZ Projektes im Winter, Vorbesprechung des SES Einsatzes
- Zwei SES Einsätze über Natsagdorsh in der Schulung von 8 Waldnutzergruppen in der Waldbewirtschaftung im Juni und September im Selenge und Chentij Aimak, Teilnahme am Waldbrand-Bekämpfungs-Seminar
2008
- Kurzzeiteinsatz für die GTZ "Train the Trainer" in Badzumber
- Kurzeiteinsatz in der Schulung von Waldnutzergruppen in der Waldbewirtschaftung Batolzii Sum, Tzerzeleg Sum und Ider Sum. Teilnahme am "First Central Asian Forest Fire Experiment"
2009
- GTZ-Einsatz: Aufbau und Betrieb einer Baumschule und die Schulung von Waldnutzergruppen in der "Nachhaltigen Waldnutzung" in Tsetserleg und Tosongsengel
- Betreuung einer mongolischen Delegation in Lübeck und Berlin
2010
- Zwei Einsätze für den SES in drei Forstbetrieben in Paraguay
2011
- Kein Einsatz
2012
- Besuch der Mongolei im Juni, Besichtigung und Begutachtung der urbanen Pflanzungen von Bäumen im Bereich der Stadt Ulaan Bataar der "Galsan Tschinag-Stiftung" mit Unterstützung der Initiative "Open Hearts for Mongolia", Schweiz
- Schulung von Waldnutzern, Rangern und Inspektoren in Batschireet / Chentii für den WWF.
2013
- Einsatz vom 12. Mai bis zum 4. Juni über den SES für die "Galsan Tschinag Stiftung" mit Unterstützung der Initiative "Open Hearts for Mongolia", Schweiz. Aufbau der Baumschule der GTS in Ulaanbaatar, erstellen einer Pflanzanleitung in mongolischer Sprache und eines Flyers über Pflanzungen in U.B.
2014
- Einsatz vom 03. Mai bis zum 2. Juni über den SES für die "Galsan Tschinag Stiftung" mit Unterstützung der Initiative "Open Hearts for Mongolia", Schweiz. Beratung der Baumschule der GTS in Ulaanbaatar, Aufbau und Beratung der Baumschule in Tsengel / Bayan Ölgii Aimak.
2015
- SES Einsatz für "World Garden Mongolia" zur Beratung in Aufforstungs- und Pflanzfragen östlich von Ulaanbataar oberhalb des Flusses Tuul.
2016
- SES Einsatz für "World Garden Mongolia" Beginn der Auffostungen und Pflanzungen in dem bereits 2015 ausgesuchten Gebiet.
2017 * Kein Einsatz
2018 * Kein Einsatz
2019 * Besuch einer forstlichen Delegation aus 18 Personen unter der Leitung von meinem Freund
Enkhtaivan mit dem Thema "Waldbrandbekämpfung" in Zusammenarbeit mit der freiwilligen
Feuerwehr Herrenburg/ Mecklenburg.
* Vortrag "Wald der Mongolei" im Rahmen von "World Garden Mongolia" in der Landesstelle für
gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern in der Peter Lennè Schule in Berlin -
Zehlendorf.
2020 * Keine Aktivitäten wegen Corona
2021 * Vortrag "Der Wald der Mongolei im Zeichen des Klimawandels" vor der "Deutsch-Mongolischen Gesell-
schaft" anläßlich der Jahrestagung 2021 in Berlin.
2022 * Zum 50. Mal in der Mongolei mein Abschiedsbesuch mit Frau Edeltaud Terber:wir waren in: Gobi, Karakorum, Hustai,
Ulaan Bataar, Mongonmort und der Aufforstungsfläche von Herrn Erdechuluun. Die Reise wurde organisiert und geleitet von
meinem Freund Herrn Enkhtaivan und seinem Sohn Bilgun.
Autor: Manfred Vesper